Das Stoned From The Underground 2012 – Tag II
Urgesteine des Doom, Gänse, Tito und eine Bühne am Rand ihres Fassungsvermögens
13.07.2012 [db] Freitag, der 13te. Tag II des Stonerfestivals am Alperstedter See. Wenn man sich dem Feld am Festivalgelände nähert, sieht man Autokennzeichen aus allen Ecken des Landes: Mannheim, Dresden, Berlin, Zwickau, Chemnitz, München, Bielefeld. Die Dialektvielfalt auf dem Campingplatz und an den Ständen ist enorm. Gegen 16 Uhr geht der Spaß in die zweite Runde – mit King Kronos aus Querfurt/ Thüringen. Vor einer noch ziemlich beschaulichen Menge gibt die Band den Opener des Tages. Und ganz ehrlich: wer sich um die Zeit lieber nochmal auf’s Ohr haut, hat nichts verpasst. Die Stimme der Sängerin passt so gar nicht zum Sound der Band. Nach Desert Rock hört sich das nicht an. Zudem ist die Frontfrau reichlich nervös – so hat es zumindest den Anschein – und hat nicht das nötige Charisma, um dem Auftritt, die nötige Würze zu verleihen.
Apropos Würze – den Pommes fehlt die auch. Definitiv. Was da am Essenstand geboten wird grenzt bisweilen an eine kleine Katastrophe. Am Vortag haben wir das Vergnügen mit völlig verkohlten Burgerbrötchen und heute sind die Pommes außen matschig, innen matschig. Nach Süßem vom Crêpesstand ist mir noch nicht und eine Erbsensuppe vom vegetarischen Stand mag ich auch nicht löffeln. Irgendwie fehlen bei drei Futterständen in diesem Jahr ein wenig die Alternativen. Vielleicht Absinth – wenn die Crew ihr Zelt wieder aufgebaut hat. Geschmacklich besser passt dann schon die zweite Band des Tages: Stonehead. Mit den Klängen eines Didgeridoos lockt die Band mehr Publikum vor die Bühne. Macht Laune. Die Songs sind chillig. Die Sonne kommt raus. Perfekt. Überhaupt meint es der Wettergott noch gut mit dem Stoned From The Underground – ab und an ein kurzer Schauer, aber die trockenen Passagen überwiegen. Die Sonne scheint auch bei der dritten Band des Tages – Kadavar. 70ies Feeling – optisch und audiophil. Bei Brain Police hab ich irgenwie das Gefühl, dass der kleine Bruder von Chris Hemsworth auf der Bühne steht – der Sänger hat optisch ein bisschen was von Thor. Dass ordentlich gemachter Stonerrock auch aus kälteren Gefilden wie Island kommen kann, beweist die Band allemal. Wie sich Red Fang – der nächste Act – auf der Bühne schlagen, kann ich nicht sagen – zu dem Zeitpunkt befinde ich mich in einer Polizeikontrolle. An diesem Tag scheint es die Macht in Blau auf mich abgesehen zu haben, denn ich werde später noch einmal angehalten – vom gleichen Polizisten, der schon lachen muss, als er sieht, wer im Auto sitzt. “Ach, Frau Brand. Das ist nicht ihr Tag heute. Aber der 13te ist in fünfzehn Minuten vorbei. Machen wir mal einen Alkoholtest.”
Vorher aber gab es noch zwei grandiose Acts auf dem SFTU zu erleben. Tito Larriva ist immer eine Reise wert. Der Mexikaner und seine Band sind live eine Wucht. Seine Stimme unverwechselbar, sobald sein lässiger, aber kraftvoll treibender Sound aus den Boxen dröhnt, fühlt man sich ein Stück weit der Wüste näher. Als beim eigentlichen finalen Song “After Dark” eine Besucherin in der ersten Reihe auf dem Wellenbrecher anfängt zu tanzen, holt er sie auf die Bühne. Dann entdeckt er den Besucher, der schon den ganzen Tag mit einer Pappgans über den Platz stiefelt: “Hey, man! You with that goose. I love you, man. Come up on stage.” Die Bühne füllt sich immer mehr, die Instrumente der Band gehen zeitweilig an die Fans über und eine unendlich lange, grandiose Version von “After Dark” inklusive Party auf der Bühne nimmt seinen Lauf. Tito & Tarantula spielen noch eine Zugabe und machen dann den Platz frei für DIE Doom-Urgesteine. St. Vitus haben nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten ihr Publikum und das dann später den Graben im Griff. An diesem Abend gibt es schlichtweg keine Pufferzone zwischen Bühne und Zuschauerraum. Wenn man St. Vitus live erleben kann, dann richtig. Und die Stonerfans wissen ihre Helden an diesem Abend zu feiern. An der Power, die die alten Herren von der Bühne aus verströmen, kann man sich getrost ein Beispiel nehmen. Anders als jüngere Bands, die recht belanglos durch ihr Konzert plätschern. Rocken muss es. Rummsen muss es. Das hat es Freitagnacht.